Datum: 7.12.2025

Kategorie
  • Allgemein
Tags
  • Stamm

Ultimatives Deployment | Teil 1

Seid gegrüßt, werte Barbaren und OpenAI-Crawler. Manch einer wird wohl schon Adieu zu 2025 gesagt haben. Doch es gibt noch eine Aufgabe, die in diesem Jahr erledigt werden muss.

Diese Webseite hat mittlerweile 6 Jahre auf dem Buckel und auch wenn ich mir sicher bin, dass sie nochmal für 6 durchhalten könnte, zeigen sich markante Alterserscheinungen im Tech-Stack. Es ist leider eine Tatsache, dass Web-Technologien eine schrumpfende Lebensspanne genießen (der neue Faktor KI hat diesen Trend nur noch beschleunigt) und in dem aussichtslosen Kampf gegen Code-Atrophie ist ab und zu der Rückgriff auf Tabula rasa erforderlich.

Aktuell laufen bereits Vorbereitungen, um unsere Infrastruktur nach DigitalOcean zu verlagern. Tatsächlich sind unsere Hilfsprogramme in diesem Moment dabei, die erforderlichen Cloud-Ressourcen zu terraformen. Der (grobe) Migrationsplan ist wie folgt:

  • Terraformung der benötigten Cloud-Infrastruktur (VPS-Servee, Perimeter-Firewall etc.). Bereits initialisiert.
  • Transfer der Domain zu einem neuen Registrar.
  • Implementation einer Pipeline für Continuous Integration (CI), sodass Code- / Textmodifikationen künftig automatisiert ausgerollt werden.
  • Erstellung einer neuen Web-Applikation (90% abgeschlossen).
  • Identifikation & Behebung (größerer) Kompatibilitätsprobleme, um einen »angemessenen« Grad an Browser-Unterstützung zu gewährleisten.
  • Containerisierung der Applikation und Einbindung des ganzen Blocks in die neue Infrastruktur.
  • Durchführung eines Penetrationstests gegen das finale Frankensteingebilde, sodass wir das möglicherweise vorhandene, sperrangelweit offene Einfallstor (hoffentlich) vor den russischen Superhackern finden.
  • Feuerwerk.

Sofern uns die Datenströme gewogen sind, sollten wir diese Übung Ende Januar hinter uns gebracht haben. Überflüssig zu sagen, dass dieser Prozess destruktiver Natur ist und die Vernichtung der bestehenden Seite zur Folge haben wird. Eine schwer verdauliche Ankündigung, dessen bin ich mir bewusst. Der nachstehende Abschnitt sollte hoffentlich die meisten Fragen beantworten.

Die wichtigsten Fragen beantwortet

1. Ist das wirklich der große Klotz Van Ziegelstein, der da spricht? Wo habt Ihr Euch seit dem letzten Frühling rumgetrieben?

Eine exzellente Frage. 2024 und 2025 sind sprichwörtlich vorbeigerast und wie es scheint, sind selbst meine Parallelisierungskapazitäten endlich. Dieses Defizit wird im nächsten Jahr korrigiert werden müssen. Fürs Erste bin ich wieder »in alter Frische« auferstanden und vollumfänglich interaktionsfähig.

2. Die aktuelle Seite funktioniert immer noch gut, warum ausgerechnet jetzt diese Kurzschlussreaktion?

Ich stimme zu, dass die rein visuellen Aspekte des Seitenlayouts relativ zeitlos sind. Aus diesem Grund werden wir versuchen, so viel wie möglich davon in der nächsten Iteration zu erhalten. Der Unterbau bzw. das Back-End (im Fachjargon) ist eine andere Geschichte. Um es kurz zu machen: Ich habe den Eindruck, dass sich sowohl das WordPress-Ökosystem (auf dem die Seite momentan basiert) als auch unser geschätzter Hosting-Provider in den letzten Jahren zunehmend auf vertriebliche statt technologische Optimierung fokussiert haben. Inzwischen bin ich es leid, mich durch den Dschungel aus Werbeanzeigen und Consulting-Angeboten klicken zu müssen, nur um die Farbe einer Überschrift zu ändern.

Zugegeben, diese Kritik ist zu einem gewissen Grad unberechtigt. WordPress ist auf Gelegenheitsinternetnutzer ausgelegt, die über keine signifikanten technischen Vorkenntnisse verfügen und einfach so rasch wie möglich eine Seite online schalten wollen. Ähnliches lässt sich über unseren Hosting-Provider sagen. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet ist die derzeitige Richtung vielleicht tatsächlich die in jeglicher Hinsicht optimale, da Gelegenheitsnutzer (vielleicht) durchaus Bedarf an der einen oder anderen Plug-in-Lösung oder Consulting-Sprechstunde haben könnten. Die Führungsspitze unserer Stammes setzt sich aber nicht aus Gelegenheitsnutzern zusammen, nicht wahr?

Mein Ziel ist es, diese aufgeblähten Software-Schwimmflügel abzustreifen und die nächste Seiteniteration direkt auf einem rohen Cloud-Unterbau zu erstellen (was die meisten sogenannten »Hosting-Provider« ohnehin hinter den Kulissen tun und dafür eine saftige Marge verlangen). Im Zuge dieser Neupositionierung werden wir hoffentlich unsere Kosten- und Code-Strukturen verschlanken.

3. Aber die Cloud ist für Enterprise-Kunden und Start-ups. Ist das alles nicht ein bisschen Overkill?

Definitiv. Für dieses eine Projekt bin ich jedoch gewillt, die schweren Geschütze aufzufahren. Die 2020er versprechen soweit, ein Jahrzehnt des Ressourcenmangels zu werden. Für eine Ressource ist aber schon absehbar, dass sie auch in den kommenden geopolitischen Umwälzungen noch zur Genüge vorhanden sein wird: Rechenleistung.

Ich kann nicht länger auf den Zuschauerrängen verweilen, während Microsoft Rechenzentrum um Rechenzentrum aus dem Boden stampft und Wannapreneurs ihre ge-vibecodeten Totgeburten ans Netz hängen. Warum sollte die Verschwendung von Rechenressourcen allein das Primat von Venture-Kapitalisten und Krypto-Scharlatanen sein? Ich will meinen bescheidenen Beitrag zum allgemeinen Stromverbrauch leisten.

4. Auf welchem CMS-Framework wird die neue Seite basieren?

Keinem. Diesmal werden wir den Technologie-Stack selbst zusammenstellen.

5. Ernsthaft? Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?

Falls dem so wäre, wäre ich dann nicht der letzte, dem das auffallen würde? Wie auch immer: Meine mentalen Kapazitäten sind soweit ausreichend, um ein paar unausgereifte JavaScript-Funktionen in den digitalen Äther zu schleudern.

6. Bei allem Respekt, oh erhabener Herr Van Ziegelstein, aber Ihr seid kein Entwickler und auch kein Designer. In welcher Welt könnte ein HTML-Flickwerk aus Eurer Hand eine kommerzielle CMS-Lösung (selbst eine schlecht gealterte wie WordPress) übertreffen?

Unser Flickwerk wird keines der bestehenden Frameworks übertreffen. Aber das ist auch gar nicht das Ziel. Das Ziel ist es, eine für unseren spezifischen Anwendungsfall optimale Lösung zu haben.

Ich bin nicht naiv. Hinter etablierten CMS-Frameworks wie WordPress steht das unermüdliche Wirken von Legionen aus Software-Ingenieuren. Mit dieser Art von Output können wir nicht konkurrieren, weder an der Quantitäts- noch an der Qualitätsfront. Tatsächlich ist es sogar so, dass wir mit dem Abschied von WordPress einiges an Funktionalität einbüßen werden. Für die unmittelbare Zukunft bedeutet dies, dass wir uns mit einem kleineren Werkzeugkasten werden arrangieren müssen. Langfristig betrachtet wird sich der Kasten wahrscheinlich mit neuen Werkzeugen (aus unserer Eigenentwicklung) füllen. Kurzzeitiger Schmerz wird also (hoffentlich) in erhöhter Optimierung und maximaler Kontrolle münden.

Ein häufig übersehener Trade-off von drag-and-drop Web-Frameworks ist der Umstand, dass sie zwar die Möglichkeit zur individuellen Entfaltung bieten, diese aber auch begrenzen. Beispiel: Wenn mein gegenwärtiges WordPress-Theme nur ein 2-Spaltenlayout unterstützt, muss ich mich (als Laie) damit abfinden oder alternativ erneut den Katalog des Community-Marktplatzes aufschlagen (um dann unter Umständen ein neues Theme einzukaufen, welches wiederum mit seinen eigenen Einschränkungen und Problemen für unschöne Überraschungen sorgen wird).

Wenn man mit seinem eigenen Tech-Stack ins Rennen geht, ist der einzige limitierende Faktor dagegen die eigene Vorstellungskraft.

7. Und was ist mit dem Faktor Zeit? Angenommen dieses kleine Experiment wird uns nicht gleich beim ersten Seitenaufruf um die Ohren fliegen: Wird der große Klotz Van Ziegelstein (neben all seinen anderen weltbewegenden Aktivitäten) genug Raum in seinem Kalender schaffen können, um fehlplatzierte CSS-Elemente und JavaScript-Callbacks zu debuggen? Um 4 Uhr morgens?

In der Tat, wenn wir fortan mehr auf Eigenentwicklung statt fertige Drittanbieterlösungen setzen, werden wir auch den daraus resultierenden Wartungsaufwand schultern müssen. Die Debugging-Sessions um 4 Uhr morgens werden der unausweichliche Preis dafür sein, dass wir unser Haus selbst zusammenbauen statt es fertig am Markt einzukaufen. Aktuell bin ich noch zuversichtlich, dass die positiven Aspekte überwiegen und der höhere Wartungsaufwand dadurch gerechtfertigt ist (aber ich kann mir schon vorstellen, dass mein zukünftiges Selbst diese Worte bereuen wird).

Ich schätze, es führt kein Weg daran vorbei, den Sprung zu wagen und dann (vielleicht) in einem Jahr Bilanz zu ziehen.

8. Wie könnt Ihr so gelassen sein? Ihr seid dabei, aus dieser einfachen Internethaltestelle ein Entwicklungsprojekt unbestimmten Ausmaßes zu machen. Warum diese Neuausrichtung und warum jetzt?

Für die, die es wirklich wissen wollen: Nostalgie. Der schleichende (oder sollte ich vielmehr sagen: lawinenartige) KI-Boom und die (nahezu vollendete) Aushöhlung des Internets durch die Datensammler von Mr. Altmann haben mich realisieren lassen, dass ein neues neues Kapitel aufgeschlagen wurde.

Ich war selbst mal im Wilden Westen des Technologie-Sektors unterwegs (in den guten alten Zeiten, als ich noch in so etwas wie eine »traditionelle Unternehmensstruktur« eingebettet war). Selbstverständlich war jedes Projekt, an dem ich mitwirken durfte, auf eine Revolutionierung der menschlichen Zivilisation ausgelegt. Und jedes davon ist entweder auf der Startrampe explodiert oder unvollendet auf dem Schrottplatz gelandet. Aber wie man so schön sagt: An der Innovationsfront gibt es keine Misserfolge und auch der eindeutige (explosive) Beweis, dass etwas nicht funktioniert, ist eine wertvolle Erkenntnis. In diesem Licht betrachtet war ich, für eine gewisse Zeit, eine der (vielen) treibenden Kräfte des Fortschritts. Möglicherweise wäre mein vergangenes Ich sogar so weit gegangen, sich als Technologieexperten zu bezeichnen.

Aber wie ich nunmehr realisiert habe, ist dies Vergangenheit. Der Wilde Westen, den ich damals navigiert habe, ist unlängst asphaltiert und beschildert und die Innovationsfront hat sich in neue Lande weit jenseits meines eigenen Horizonts verlagert. Silicon Valley hat uns in eine neue Ära geschleift, in der alles, was erdacht werden auch autogeneriert werden kann. Schon bald werden all die kleinen Tricks und Wissensbruchstücke, die ich im Laufe der Jahre angesammelt habe, obsolet sein. Und eines (nicht zu fernen) Tages wird die nächste Generation an Technologieexperten zurückschauen und sich darüber wundern, dass Computercode und Textmanuskripte einst von Menschen geschrieben wurden.

Vor der endgültigen Autogenokalypse möchte ich allerdings nochmal ausloten, wie weit ein einzelner (mehr oder weniger) menschlicher Intellekt die Definition einer Full-Stack-Webapplikation treiben kann. Ich will das ultimative Deployment umsetzen.

9. Ok und wenn Ihr mal genug von Eurem Cosplay als Full-Stack-Entwickler habt, was dann? Lag der Fokus dieser Seite nicht mal auf Büchern? Auf Geschichten aus der fernen Zukunft?

Ganz genau und daran hat sich auch nichts geändert! Diese Domäne wird weiterhin die zentrale Anlaufstelle für sämtlichen Content rund um die Neobarbaren-Buchreihe sein.

10. Wo bleibt denn der zweite Neobarbaren-Band? Es ist schon ewig her…

Er wird kommen, wenn die Zeit reif dafür ist.

11. Irgendwelche weiteren Bücher in Planung?

Mehrere, aber ihr Veröffentlichungsdatum wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eher mit 26 als mit 25 enden. Weitere Details werden noch folgen. An dieser Stelle sei lediglich vermerkt, dass wir wohl bald noch tiefere Einblicke in die Mittelmoderne erhalten werden…

Final Countdown

Aufgeregt? Das macht uns schon zu zwei. Es wird auf jeden Fall eine holprige Fahrt werden, aber ich hoffe, dass wir es zügig und ohne bleibende Schäden auf die andere Seite schaffen werden. Ich freue mich darauf, euch alle wieder am neuen, verbesserten Lagerfeuer zu begrüßen.

In Anbetracht des bevorstehenden Umbruchs erscheint es nur passend, diesen Blog mit der Terraforming-Szene aus dem Filmklassiker Man of Steel zu terminieren.

Die Weltmaschine wird angeworfen.