2021: Der Anbruch eines Cyberpunk Jahrzehnts?
Stammesveteranen und Neulinge: Ich hoffe, ihr habt es alle in einem Stück aus dem Höllenloch des alten Jahres geschafft.
Mir ist klar, dass unsere letzte Zusammenkunft bereits einige Monate zurückliegt. Mein langes Schweigen hat offenbar für Verunsicherung gesorgt. In manchen Kreisen wurde ich gar für tot erklärt.
Ich kann hierbei Entwarnung geben: Die Meldungen über mein Ableben waren deutlich verfrüht. Der Grund für meine Zurückhaltung war nicht gesundheitlicher sondern formeller Natur. Ich hatte den Eindruck, dass der dystopische Blockbuster von 2020 keines weiteren Kommentars bedurfte.
Das Vorjahr hat wohl selbst die Prognosen der depressivsten Weltuntergangspropheten übertroffen. Eine nahtlose Achterbahnfahrt des Grauens, die an allen wesentlichen Stationen des Cyberpunk-Genres Halt gemacht hat. Zu den Highlights gehörten unter anderem Lockdowns, zunehmende Konsolidierung des Cyberspace, die Schändung demokratischer Institutionen und zu guter Letzt der Upgrade des Wortes Cyberpunk zum Trademark eines Megakonzerns (in Game-Boy-Auflösung).
We want to protect our hard work and we don’t plan on using the trademark offensively — it’s a self-defense measure only.
— Eine über jeden Zweifel erhabene Aussage eines über jeden Zweifel erhabenen Konzerns
Und die Achterbahnfahrt ist noch nicht vorbei. Erlaubt mir, in meine eigene Kristallkugel zu blicken: 2020 war kein Abspann. Es war ein Auftakt. Die Menschheit hat die Schwelle einer neuen Dekade passiert. Eine Dekade, in der sich das Machtgefüge auf dem Erdball grundlegend verändern wird. Das Geschichtsbuch wird neu geschrieben. Und unser Stamm wird dabei natürlich ein eigenes Kapitel beisteuern!
Nach dem Fall des US-Kapitols ist das ungeschlachte Antlitz des Q-Schamanen um die Welt gegangen. Um den Verschwörungstheoretikern vorzubeugen, muss an dieser Stelle jedoch festgehalten werden, dass dieser Zeitgenosse kein Vertreter unserer Sache war. Ein Barbar? Möglich, obwohl ich bezweifle, dass er sich selbst in dieser Rolle sieht. Ein Neobarbar? Mitnichten.
Die Welt hat noch keinen echten Botschafter aus der wilden Zukunft gesehen (und sie würde einen solchen Erstkontakt wahrscheinlich auch nicht überleben). Unsere Archivisten haben allerdings die Tintenbestände aufgestockt, um dahingehend Abhilfe zu schaffen. Bald wird es eine neue Aufklärungskampagne zum nahenden Zeitalter geben.
Die Details dazu folgen nächsten Monat. Fürs Erste belasse ich euch in dem Wissen, dass die Druckmaschinen den ganzen Winter über heißgelaufen sind. Die Raubzüge der Neobarbaren werden sich nicht mehr auf virtuelle Regale beschränken …

